• Alida Bremer

    Alida Bremer

    autorin
    übersetzerin
    herausgeberin
    literaturwissenschaftlerin

Mein Alphabet der Grenzen

Hier träumt Cornelius Hell. Er schreibt im aktuellen SALZ davon, dass er an Grenzen „sehen gelernt“ habe. „Und Grenzen sind für alle Autorinnen und Autoren in diesem SALZ andere, Grenzen der Kindheit, der Sprachen, politische, undurchlässige“, sagen Barbara Stasta und Magdalena Stieb über die aktuelle Ausgabe der Literaturzeitschrift. „Petra Nagenkögel hat mit ihrem offenen Blick Stimmen versammelt, die viele Zugänge zu einem beinah grenzenlosen Thema, zum Überdenken und Überschreiten anregen.“ Nagenkögel habe „die Betrachtung von Grenzen literarisch produktiv werden zu lassen“.

Die Texte schrieben Alida Bremer Barbi Markovic, Angelika Reitzer, Almut Tina Schmidt, Zsuzsanna Gahse, Abdalrahman Alqalaq, Karl Markus Gauß und viele andere. „Csaba Fürjesi hat seine bildnerischen Über­­arbei­tungen von altem Kartenmaterial für diese SALZ-Ausgabe zur Publikation zur Verfügung gestellt.“ (SALZ)

Literaturzeitschrift SALZ

Der Dichter auf dem Irrweg. Handke im Kontext

Artikel von Alida Bremer, erschienen in "Peter Handkes Jugoslawienkomplex".

Zum Buch: Seit über 30 Jahren bildet Jugoslawien einen der wichtigsten Topoi im Werk Peter Handkes. Schon in der Wiederholung (1986) erscheint es als literarische Landschaft und seit dem Abschied des Träumers vom Neunten Land (1991) auch als eine ästhetische und politische Obsession, die sich als tiefe Spur durch die notorischen »Reiseberichte« und andere Texte des österreichischen Autors zieht. Handkes literarische Darstellungen der Jugoslawienkriege sowie seine häufigen Auslassungen in Interviews und öffentlichen Auftritten haben in regelmäßigen Abständen zu medialen Kontroversen geführt und sein Image als politischer Autor entscheidend geprägt – zuletzt anlässlich der Verleihung des Nobelpreises für Literatur 2019. Die Beiträger*innen des Sammelbandes versuchen sich diesem Phänomen aus poetologischen, soziologischen, politik-, medien- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven zu nähern, wobei stärker als sonst auch politische und geschichtliche Hintergründe im ehemaligen Jugoslawien berücksichtigt werden.

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Väter

Eine Seite in diesem Magazin würde nicht genügen, wollte man all das auflisten, was die kroatisch-deutsche Schriftstellerin Alida Bremer (62) bereits geschrieben, übersetzt oder herausgegeben hat. Ganz nebenbei kuratiert sie noch Ausstellungen, hält Vorträge, sitzt in Jurys oder moderiert Lesungen. Für DUMMY hat sie einen berührenden Text über vier Väter und deren Familien geschrieben, jede von ihnen auf andere Weise traumatisiert durch die Kriegserlebnisse im ehemaligen Jugoslawien. Auch Alidas Vater gehörte zu dieser Generation. Nachdem der Bauernhof seiner Familie im Krieg zerstört worden war, zerbrach er psychisch ¬– und schaffte es nie wieder, sich zu erholen, bis er am Ende depressiv und dement starb. Nicht allein deshalb ist es Alida, die im kroatischen Split geboren wurde und heute in Münster lebt, so wichtig, zwischen den Kulturen zu vermitteln: den zahlreichen auf dem Balkan und überhaupt allen kulturellen Identitäten Europas.

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Im Handgemenge mit Piraten

Nach dem Grimm`schen Wörterbuch sind Seeräuber »diejenigen, welche auf der see fremden eigenthums sich mit gewalt bemächtigen, um sich zu bereichern, ohne eine vollmacht zu dieser bemächtigung von irgend einem staate zu haben«. Piraten, Corsaren und in gewissem Maße Freibeuter sind andere synonyme Wendungen, die allesamt eine Gegenwelt markieren, eine Welt der Freiheit, der Verwegenheit, der Abenteuerlust. Sie durchsegeln seit Jahrhunderten die Kinderzimmer mit all ihren Träumen, füllen Bibliotheken und Kinosäle.

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Meine Vision Europas

Der griechische Pilger Pontus fand zu Beginn des 10. Jahrhunderts, so lautet die Legende, Unterschlupf unter einem Aquädukt in einer Bucht am Tyrrhenischen Meer, wo schon Salernus, ein Latiner, Zuflucht vor dem Sturm gesucht hatte. Salernus war verletzt und behandelte seine Wunde mit ungewöhnlichen Kräutern, die Pontus neugierig machten. Er, ein Christ östlicher Prägung, erzählte Salernus, einem Christen westlicher Prägung, wie eine Wunde seines Wissens nach zu behandeln sei. Zwei weitere Personen suchten in jener Nacht nach einem Versteck, der Jude Helinus und der Araber Abdela. Hinzugekommen, kümmerten sich auch sie – jeder nach seiner Tradition – um die Wunde von Salernus, die schnell heilte, und die vier kamen überein, gemeinsam eine Schule zu gründen. Es war die Geburtsstunde dessen, was wir heute als westliche Schulmedizin verstehen. In der Medizinschule von Salerno, deren Blütezeit im 12. Jahrhundert lag, durften auch Frauen studieren und lehren.

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„Das Lesen bringt uns zurück zu uns selbst“ - Interview mit Literatur outdoors

 Liebe Alida, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Aktuell bin ich auf einer Insel inmitten der kroatischen Adria. Es ist eine kleine Insel, auf der ich im Rahmen einer Sommerschule engagiert bin; mit Kolleginnen und Studierenden aus Österreich und Kroatien übersetze ich literarische Texte und diskutiere mit ihnen über Literatur; an den Abenden beobachten wir Sterne, sprechen über Nachhaltigkeit und über die Kenntnisse früherer Generationen, die auf solchen Inseln autark und ohne Hilfe von außen lebten, und die noch wussten, wie man Regenwasser sammelt und filtert, aus Olivenöl Licht gewinnt, wie man Gemüse und Wein anbaut, Ziegenkäse produziert, und wie man aufs Meer fährt, um Fische zu fangen.[...]

Lesen Sie das ganze Interview auf Literatur outdoors.

Mariupol

GIVE PEACE A CHANCE
Gott schaute nicht zu, er/sie/es war tot, als
In Mariupol, einer Stadt nach der Gottesmutter benannt
Von Granaten getroffen eine Mutter und ihr ungeborenes Kind starben.
Es war, als wären nun auch Maria und Jesus tot.

Pregnant woman and baby die!
Es war eine der Nachrichten, die die Welt erreichten,
Als sie im Unterschied zu Gott zwar zuschaute, jedoch die
Chancen auf Frieden schlecht standen.
Es war, als würde der Krieg siegen.

Auf meiner Fensterbank erblühte indessen ein roter

Christusdorn, unachtsam dort vergessen, ohne Wasser,
Hungrig und durstig, doch nach Liebe und
Aufmerksamkeit sich sehnend, mit der letzten Kraft mich ermahnend, ihn
Nicht zu vergessen, deshalb blühte er rot, während sich im Fensterglas plötzlich
Cherubinen zeigten, sie sangen himmlisch, und hinter ihnen erschien eine
Engelschar, und dann wusste ich, dass Gottes tote Augen alles gesehen haben.

Alida Bremer, 14.3.2022 (veröffentlicht auf literaturoutdoors.com)

Mars. Erzählungen

In »Mars« zeigt Asja Bakić eine Reihe einzigartiger Universen, in deren Mittelpunkt Frauen stehen, die vor die Aufgabe gestellt sind, der seltsamen Realität, die sie erleben, einen Sinn zu geben. Eine Frau wird von Tristessa und Zubrovka aus einer Art Vorhölle befreit, sobald sie eine Aufgabe erfüllt. Eine Meisterin der Täuschung wird mit jemandem konfrontiert, der ihr Geheimnis kennt. Eine Schriftstellerin soll einen Bestseller unter Pseudonym geschrieben haben, woran sie sich jedoch nicht erinnern kann. Abby scheint ihr Gedächtnis verloren zu haben, und doch weiß sie, dass mit ihrem misstrauischen Ehemann etwas nicht stimmt. Eine weitere muss auf dem Mars über ihr Verbrechen reflektieren, Autorin zu sein.

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