Kriminalistische Dekonstruktion. Zur Poetik der postmodernen Kriminalromane
Auf der Suche nach der Wahrheit sind die klassischen Detektive immer erfolgreich gewesen. Die vieldeutigen Spuren, welche sie zu entschlüsseln hatten, waren die erzählerischen Bausteine einer eindeutigen Lösung. Borges, Gadda, Robbe-Grillet, Pynchon, Perec, Auster u.a. führen in ihren Geschichten gescheiterte Detektive ein, womit die kausale Logik und die Ordnung der Erzählungen, an deren Schluß die Wahrheit steht, außer Kraft gesetzt wurden. Dabei entstehen verzweigte Wege der Entropie, des Karnevals, der Paranoia, des Puzzles, der Dekonstruktion, des Schweigens. Diese Anti-Kriminalromane nutzen die gattungsimmanenten Elemente wie Selbstreferenz und Intertextualität, um das offene Ende der Detektion noch stärker zu betonen. Die Gattung des Kriminalromans wurde immer schon als eine Allegorie des Leseaktes verstanden; so verändert, wird sie zu einem Paradigma der Postmoderne und der postmodernen Unsicherheit des Lesers. Die sehr genauen Textanalysen führen zu einer komplexen Poetik der Gattung Kriminalroman, welche die Anti-Kriminalromane miteinbezieht. Die Autorin Alida Bremer studierte in Belgrad, Rom, Münster und Saarbrücken Vergleichende Literaturwissenschaft, Romanistik, Germanistik und Slavistik. Sie lebt in Münster und arbeitet als freischaffende Autorin und Übersetzerin. (Aus der Ankündigung des Verlags)